Gertrud Leutenegger

Gertrud Leutenegger, geboren am 7. 12. 1948 in Schwyz, dort aufgewachsen. Lebte mehrere Jahre in der französischen, dann in der italienischen Schweiz. Verschiedenste Tätigkeiten und Reisen. 1976–1979 Studium der Regie an der Zürcher Schauspielakademie. 1978 Regieassistentin von Jürgen Flimm am Hamburger Schauspielhaus. Längere Aufenthalte in Italien, England und 1987 in Japan. Ab 2010 Mitglied der Deutschen Akadamie für Sprache und Dichtung, Darmstadt. Mit ihrem Roman „Panischer Frühling“ war sie 2014 auf den Shortlists sowohl des Deutschen als auch des Schweizer Buchpreises. Gertrud Leutenegger lebte in Zürich, sie starb am 20.6.2025 in Schwyz.

*  7. Dezember 1948

†  20. Juni 2025

von Winter, Riki; Zingg, Martin; Köhring, Esther

Essay

„Ich habe nie an das Fabulieren einer kontinuierlichen Entwicklung geglaubt“, bekundet Gertrud Leutenegger in ihrem Roman „Ninive“ und setzt damit die Reflexion über die eigene poetische Theorie, die sie in ihrem zuerst veröffentlichten Roman „Vorabend“ anstellt, fort. „Mein Thema ist“, heißt es dort, „daß ich keines habe (…). Um jeden fixen Gedanken gerinnt die Welt. Ich hab Angst vor den geronnenen, erstarrten Dingen.“ Also schreibt sie keine „pfeilgenau umschlossenen, schlagenden Geschichten“. Leuteneggers Prosa gleicht eher einer an einem feinen Faden gesponnenen Sammlung von Eindrücken, Erinnerungen, Nachdenklichkeiten und Traumsequenzen, die sich zerstäuben, fortsetzen und ineinander greifen. Dass ...